Kaninchen kastrieren – Was du wissen musst
Wer glücklicher Besitzer (hoffentlich) mehrerer Kaninchen ist, der sollte sich Zeitnah mit dem Thema Kastration beschäftigen. Auch wenn das Thema einem unter Umständen etwas unbequem erscheinen mag, so lohnt es sich, frühzeitig mit der Materie zu beschäftigen. Aus diesem Grund haben wir uns dieser Thematik in einem separaten Artikel gewidmet, obwohl der Fokus des Kaninchenstallwelt-Portals eher im Sinne eines Ratgebers für die naturgerechte Unterbringung in Kaninchenställen liegt. Und so viel sei gesagt: Kastration geht weit über das „Vermeiden von Nachwuchs“ hinaus.
Deine Kaninchen können langfristig nämlich auch gesundheitlich besser dran sein. In diesem Artikel haben wir die wichtigsten Informationen als Ratgeber zusammengetragen, um eine verständliche Grundlage für den Tierarztbesuch zu schaffen. Wir geben uns Mühe, alle wesentlichen Fragen hier zu klären. Dennoch sei an dieser Stelle auf ein hervorragendes Buch von Sonja Tschöpe verwiesen, für all diejenigen, die sich mit der Materie genauer auseinandersetzen möchten.
Ernährungs-Wochenplaner - Jetzt kostenlos downloaden
Hol dir den kostenlosen Ernährungs-Wochenplaner für deine Kaninchen: Immer wissen, was deine Nager gerade essen sollten. Einfach hier eintragen und Ernährungsplaner zusenden lassen.
[list type=“arrow“][list_item]Kaninchen:
Artgerecht halten, pflegen und verstehen
[/list_item][/list]
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Kastration bei Kaninchen eigentlich genau?
Das Wort Kastrieren meint die operative Entfernung der Keimdrüsen sowohl beim männlichen, als auch beim weiblichen Kaninchen, um diese zeugungsunfähig zu machen. Dabei wird beim männlichen Tier der Hoden entfernt, beim weiblichen Tier werden die Eierstöcke entfernt.
Hinweis: Als Methode der Zeugungsunfähigkeit gibt es auch die Sterilisation. Dabei wird der Eileiter abgebunden, wodurch die Eier, die in den Eierstöcken heranreifen, nicht mehr in die Gebärmutter gelangen können. Allerdings ist die Gebärmutter ist nach wie vor vorhanden, was einige gesundheitliche Restrisiken birgt – wie wir im folgenden Abschnitt sehen werden.
6 Gründe für eine Kastration
- Verhütung einer Schwangerschaft
Kastration zum Zwecke der Zeugungsunfähigkeit ist sicherlich der verbreitetste Grund. Er trifft natürlich nur zu, wenn Weibchen und Männchen zusammen gehalten werden. Das heißt übrigens nicht, dass eine Kastration bei einer gleichgeschlechtlichen Haltung keinen Sinn macht. Dazu später dann mehr.
- Vermeidung von Gebärmuttererkrankungen
Der verbreitetste Grund für die Kastration weiblicher Kaninchen ist die Vermeidung von Gebärmuttererkrankungen wie etwa Gebärmutterkrebs. In manchen Kaninchenlinien ist die Befallsrate für spezielle Krebsarten recht hoch. Glücklicherweise tritt eine Erkrankung in aller Regel jedoch erst ab dem zweiten bis dritten Jahr vermehrt auf. Das bedeutet, in jungen Kaninchenjahren kann man durch eine Kastration viel gegen spätere Erkrankungen tun. Dies trifft indes auch auf viele andere Gebärmuttererkrankungen zu, nicht nur auf Krebs.
- Vermeidung von Brustdrüsenerkrankungen
Ein ebenfalls wichtiger Grund, auch wenn er an den Grund „Vermeidung von Gebärmutterkrebs“ angekoppelt ist, ist die Vorbeugung gegen Brustdrüsenerkrankungen. Diese treten nämlich sehr häufig in Verbindung miteinander auf. Letztlich ist dies ein weiterer, guter Grund, die Kastration auch aus gesundheitlicher Perspektive und nicht nur aus der Zeugungsunfähigkeitsperspektive zu betrachten.
- Vermeidung von Hodenerkrankungen
Was auf das Weibchen zutrifft, trifft natürlich auch auf das männliche Kaninchen zu. Allerdings sind Hodenerkrankungen deutlich seltener als Geschlechtserkrankungen bei Weibchen.
- Vermeidung von aggressivem, gefährlichen Verhalten
Ein äußerst wichtiger und häufig vernachlässigter Grund für eine Kastration ist auch die Vorbeugung gegen aggressives Verhalten. Die meisten Kaninchen verändern sich nach iFhrer „Kindheit“ und legen ein aggressives Verhalten an den Tag, sobald sie ein halbes bis ein ganzes Jahr alt sind und geschlechtsreif wurden. Auf dem engen Raum eines Kaninchenstalls kann das böse Enden: Durch gefährliche Bisse können die Kaninchengefährten lebensgefählich verletzt werden. Das aggressive Verhalten richtet sich in aller Regel auch gegen die Besitzer.
Kosten einer Kastration
Die Kosten der Kastration richten sich letztlich nach mehreren Faktoren und können nicht exakt eingeschätzt werden. Der Preis bzw. die Kosten liegen jedoch erfahrungsgemäß zwischen rund 30 Euro bis 70 Euro. Dabei sind Frühkastrationen in der Regel etwas teurer als normale Kastrationen (dazu gleich mehr). Aber auch wirtschaftliche Faktoren wie die Niederlassung der Tierarztpraxis kann den Preis beeinflussen. Hier sind dann bspw. Praxen in Städten aufgrund höherer Mietpreise teurer als Praxen in ländlicher Gegend.
Arten der Kastration
Wann ist das richtige Kastrationsalter bei Kaninchen erreicht? Nach Art des Zeitpunkts der Kastration kann man zwischen zwei Typen unterscheiden. Diese werden im Folgenden kurz aufgelistet, danach werden die Vor- und Nachteile erläutert.
Frühkastration
Eine Frühkastration bezeichnet eine Kastration noch vor Eintritt der Geschlechtsreife und somit der Zeugungsfähigkeit des Kaninchens. Eine Frühkastration wird in aller Regel zwischen der neunten und zwölften Lebenswoche operativ durchgeführt. Nicht jeder Tierärzte führt Frühkastrationen durch, sodass vorab unter Umständen eine Recherche notwendig ist.
Normale Kastration
Wird die Kastration hingegen nach der zwölften Lebenswoche durchgeführt, spricht man von einer normalen Kastration. In dieser Zeit muss das Kaninchen einige Wochen (ca. 6 Wochen) vom Weibchen getrennt leben, da sich beim männlichen Kaninchen noch Ejakulat in den Samensträngen und Nebenhoden befinden können.
Empfehlung
Nach herrschender Meinung wird grundsätzlich eine Frühkastration empfohlen. Ein wichtiger Vorteil ist, dass das operierte Kaninchen nur wenige Tage braucht, um sich zu erholen. Außerdem kann das betroffene Tierchen schnell wieder in die Kanichengesellschaft gelassen werden, da im Vergleich zur normalen Kastration keine sechswöchige Ausgliederung nötig ist. Schließlich hat bei der Frühkastration die Samenproduktion noch gar nicht begonnen. Letzteres Argument trifft logischerweise nur auf die männlichen Kaninchen zu.
Warum Rammler bzw. männliche Kaninchen immer kastriert werden sollten
Abgesehen von der Vermeidung von Nachwuchs gibt es einen wichtigen Grund dafür, warum männliche Kaninchengefährten immer kastriert werden sollten. Sowohl bei der Kombination zweier Männchen, von eines unkastriert und eines kastriert ist, sowie die Kombination eines unkastrierten Männchens und eines kastrierten Weibchens kann langfristig zu sehr aggressivem Verhalten untereinander führen.
Im ersten Falle – unkastriertes und kastriertes Männchen, oder auch zwei unkastrierte Männchen – kann es zu ernsthaften Streiterein und Machtgehabe kommen. In einem räumlich begrenzten Stall können sich diese Kaninchen aber nicht mehr aus dem Weg gehen. Die Folge des territorialen Verhaltens kann zu schweren oder gar tödlichen Verletzungen führen. Auch nach vielen Monaten des Friedens kann es plötzlich und spontan zu Streitereien kommen.
Im zweiten Fall – kastriertes Weibchen und unkastriertes Männchen – schaut das Problem ähnlich aus. Auch hier kann es zu aggressivem Verhalten und zu Streitereien kommen, ausgelöst durch zu häufige Umwerben des Weibchens (Häsin). Fühlt sich letzteres dann zu oft belästigt, kann es unter Umständen schnell „zickig“ und gewaltbereit werden.
Nachdem nun einige Grundlagen aufgezeigt wurden, gehen wir näher auf die eigentliche Kastration ein. Was ist unmittelbar vor dem tierärztlichen Eingriff denn zu tun?
Vor der Kastration
- Tierarztsuche
Nachdem die Entscheidung einer Kastration gefallen ist, beginnt zunächst einmal die Suche nach einem geeigneten Tierarzt. Die häufigsten Methoden, einen Tierarzt zu finden, ist, bei befreundeten Kaninchenhaltern nachzufragen. So bekommt man nämlich die Erfahrung mit dem Arzt gleich mitgeliefert. Parallel ist es zudem ratsam, über das Internet mit gängigen Suchmaschinen wie etwa Google.de nach auf Kanichen spezialisierte Tierärzte in der regionalen Umgebung zu suchen.
- Ernährung vor der Operation
Wichtig: Das Kaninchen darf vor der Operation auf keinen Fall nüchtern sein. Das Kaninchen darf vor der Kastration wie üblich alles fressen, was es möchte. Dazu gehört insbesondere Heu und Trockenfutter, aber auch Löwenzahn, Möhren und selbstverständlich auch Wasser. Lediglich vermieden sollten blähendes Futter (bspw. Kohl oder Fischfuttersorten).
- Gesundheit und Voruntersuchung
Beim Tierarzt angekommen muss der Hoppler nochmal durchgecheckt werden. Schließlich sollte das Kaninchen gesundheitlich fit sein. Der Tierarzt deines Vertrauens wird sich hier jedoch bestens auskennen und alle Vorsichtsmaßnahmen treffen.
Nach der Kastration
Nach der Operation sollte das Kaninchen erstmal wieder aus der Narkose aufwachen. Vorher bitte nicht mit nach Hause nehmen. Denn es kann in sehr seltenen Fällen noch zu Problemen beim Aufwachen geben. Der Tierarzt kann dann schnell und kompetent einspringen.
- Anpassungen im Stall – keine Einstreu!
Nach der Kastration bitte zunächst keine Einstreu verwenden. Der Kastrat hat offene Wunden und es kann zu lästigen Infektionen kommen, die, falls unbehandelt, gefährlich werden können. Viele Besitzer verwenden in der Zeit nach der OP alte Handtücher oder Küchentücher. Das Klo kann mit Küchenpapiertüchern ebenfalls kurzfristig umfunktioniert werden.
- Bei „normaler“ Kastration – 6-Wochen-Frist beachten
Sofern es sich nicht um eine Frühkastration handelt, muss der Kastrat wie oben erläutert zunächst sechs Wochen getrennt von den Kaninchenkollegen leben. Im Falle einer Frühkastration gilt das natürlich nicht. Hier kann man theoretisch das Kaninchen sofort wieder in die Gesellschaft lassen – wenn man diese genauer im Auge behält. Viele Besitzer gönnen dem kastrierten Kanichen aber auch einige ruhige Tage in einem extra Gehege.
- Medikamente und Schmerzmittel
Gegen etwaige Schmerzen verabreicht der Tierarzt bereits nach der Operation ein Mittel. Dies beschleunigt auch den Heilungsprozess. Üblich sind beispielsweise Medikamente wie Novalgin oder Metacam.
- Verwöhnkur oder Füttern
Das Kaninchen befindet sich nach dem Eingriff unter Umständen in einer ängstlichen und gestressten Situation. Viel Streicheln und „Lieblingsfutter“ kann da die lieben Hoppler wahrlich aufmuntern. Auch sollte das Tierchen im Anschluss an den Eingriff viel trinken.Wichtig: Wenn das Kaninchen nach der OP für längere Zeit nichts fressen sollte, muss es gefüttert werden. Der Tierarzt wird hierzu in aller Regel noch einmal einige Sätze verlieren. Meist werden spezielle Medikamente verschrieben, die mit Wasser angerührt werden und dann dem Kaninchen über eine Pipette in den Mund gegeben werden.
- Kastration im Winter?
Herrscht gerade eine kalte Jahreszeit und die Kaninchen werden in einem winterfesten Stall gehalten, so bietet es sich dennoch an, den Kastrat eine Zeit im warmen zu halten. Dabei sollten Weibchen aufgrund des schwereren Eingriffs ein wenig Länger im warmen verbringen, als es bei den männlichen Rammlern der Fall ist. Manche Besitzer verwenden in einer Ecke des Stalles auch eine Wärmelampe, unter die sich das Kaninchen legen kann, wenn es möchte.
- Knabbern an der Wunde?
Manche Kaninchen knabbern an der Wunde oder an den Fäden. Das ist insofern bedenklich, als das dadurch die Wunde aufgehen kann und die Heilung unnötig lange andauert. Hier gibt es verschiedene Ideen, wie man vorgehen kann. Zum einen Kleben die Tierärzte der Naht gerne ein Pflaster über. Sollte sich dieses andauernd lösen, kann man auch zur klassischen Halskrause greifen. Auch ein kleines Kaninchenkleid kann Abhilfe schaffen.
- Nachuntersuchung
Bei männlichen Kastrationen ist eine Nachkontrolle in der Regel nicht notwendig. Bei Weibchen hingegen sollte der Tierarzt nach ca. zwei Wochen nochmals aufgesucht werden. Hier erfolgt dann das Ziehen der Fäden (sofern es sich nicht um selbstauflösende Fäden handelt) oder lediglich eine Kontrolle.
Fazit
Die Beschäftigung mit dem Thema Kastration lohnt sich. Für Dich, und für deine Kaninchen. Letztlich ist eine Kastrationen für Tierärzte ein routinierter Eingriff und und die Wahrscheinlichkeit für einen sicheren und problemlosen Eigriff liegen bei nahezu 100%. Mit diesem kleinen Ratgeber hast du nun eine gute Grundlage, um einen Tierarzt zu suchen bzw. dich mit diesem auszutauschen.